Stellen Sie sich vor, Sie besitzen einen Motor – aber niemand hat Ihnen gesagt, dass man damit ein Auto antreiben kann.
So ungefähr fühlt es sich an, wenn man den Vortrag von Björn Ommer auf der re:publica 2025 hört – und danach in die nüchterne Realität deutscher Behörden, Büros und Bildungsstätten zurückkehrt. Ich habe diesen Vortrag live am PC gehört. Und ich gestehe: Er hat mich tief bewegt. Nicht nur, weil er mit Zahlen jongliert, die größer sind als die Bundeshaushalte. Sondern weil er deutlich macht, was auf dem Spiel steht.
Was, wenn die künstliche Intelligenz nicht unsere Jobs frisst – sondern unsere Denkfaulheit entlarvt?
Was, wenn sie uns nicht ersetzt – sondern uns endlich befreit, klüger, schneller und kreativer zu arbeiten?
Und was, wenn wir in Europa gerade dabei sind, den Anschluss an genau diese Technologie zu verlieren, während wir noch darüber diskutieren, ob man ChatGPT in der Verwaltung nutzen darf?
Ein Vortrag, der aufrüttelt – nicht mit Panik, sondern mit klarem Blick.
Professor Ommer ist kein Showman, aber ein Denker, der präzise die Punkte verbindet. Sein Vortrag beginnt mit einer scheinbar schlichten Beobachtung: Künstliche Intelligenz ist keine Spielerei – sie ist eine Ermöglichungstechnologie. So wie einst die Dampfmaschine oder der elektrische Strom.
Wir erzeugen KI nicht um ihrer selbst willen. Wir nutzen sie, weil alles andere darauf aufbaut.
Und genau deshalb geht es bei KI um viel mehr als Technik: Es geht um Souveränität. Um die Frage: Wem gehört das Wissen der Zukunft? Wer kann es steuern, nutzen, weiterentwickeln? Und wer bleibt nur Zuschauer?
Zwischen Illusion und Intuition – wie Mensch und Maschine sich annähern.
Eines der stärksten Bilder aus dem Vortrag: Der Mensch, der glaubt, den größeren Bus zu sehen – obwohl alle gleich groß sind. Die sogenannte Ponzo-Illusion. Und die KI? Die sieht klar. Keine optischen Täuschungen. Keine Emotionen. Keine Müdigkeit. Dafür: präzise Mustererkennung, unermüdliches Lernen, schier unbegrenztes Wissen.
Und doch: Es geht nicht darum, ob KI intelligenter ist als wir.
Sondern darum, wie sie uns hilft, unsere Intelligenz besser zu nutzen.
Ein Beispiel: In Studien bewerteten Sprachmodelle medizinische Diagnosen präziser und empathischer als echte Ärztinnen und Ärzte. Kein Vorwurf an die Medizin. Sondern ein Fingerzeig: Wenn wir die KI klug einsetzen, kann sie unsere größten Engpässe entlasten – in der Forschung, im Büro, in der Bildung, in der Pflege.
Wissen ist kein Schatz mehr. Es ist ein Strom, der endlich alle erreichen kann.
Was passiert, wenn Wissen skalierbar wird wie Strom oder Wasser? Wenn wir nicht mehr um Zugang kämpfen, sondern um Verständnis? Dann brauchen wir etwas anderes: Filter, Klarheit, Richtung.
Und hier wird der Vortrag geradezu philosophisch: Aufmerksamkeit ist unser knappstes Gut. Wer sie kontrolliert, kontrolliert unsere Meinung, unsere Entscheidungen – unsere Gesellschaft. Generative KI kann dabei helfen, Ordnung ins Informationschaos zu bringen. Oder es verschlimmern. Je nachdem, wer sie entwickelt, kontrolliert, nutzt.
Europa, wach auf!
Ommer sagt es nicht direkt – aber die Botschaft ist klar: Wenn wir nicht jetzt in Souveränität, offene Standards und eigene KI-Modelle investieren, wird Europa nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich abgehängt.
Wir brauchen keine neuen Programme. Wir brauchen ein neues Mindset.
Nicht „wie schützen wir uns vor der KI“, sondern: Wie gestalten wir die Zukunft mit ihr?
Fazit:
🎧 Dieser Vortrag ist keine Tech-Demo. Er ist ein Weckruf.
Ob Sie im Büro, im Bildungswesen oder in der Verwaltung arbeiten – hören Sie sich diesen Vortrag an. Sie werden danach anders auf Ihre Arbeit, auf Entscheidungen und auf digitale Tools schauen. Und Sie werden sich fragen: Warum reden wir eigentlich immer noch über Regeln – statt endlich über Möglichkeiten?
💡 Tipp:
Der Vortrag ist online verfügbar (re:publica 2025). Nehmen Sie sich 60 Minuten Zeit. Es ist keine vergeudete Stunde – es ist ein Blick in die Welt von morgen.