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Blamieren oder kopieren? Warum Kopieren im Amt manchmal genialer ist als jede Innovation 

 

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Sie kennen das.
Im Büro läuft etwas richtig gut – und drei Türen weiter fängt jemand neu an, bei null. Ohne Rückfrage. Ohne Recherche. Ohne zu wissen, dass die Lösung längst nebenan liegt.

Genau dieses „Rad-neu-erfinden“-Syndrom ist nicht nur im Kleinen frustrierend. Es kostet auch deutschlandweit Millionen, wenn es um die Digitalisierung unserer Verwaltungen geht.

Robert Peter und Mathias Großklaus haben auf der re:publica 2025 genau dieses Problem aufgegriffen – und eine mutige wie praktikable Alternative präsentiert: Statt neu erfinden – einfach besser kopieren.

Was heißt das konkret für Ihren Verwaltungsalltag?

Wenn Sie als Sekretärin, Sachbearbeiterin oder Projektassistenz in einer kommunalen Verwaltung arbeiten, haben Sie vielleicht selbst schon erlebt:

  • Die Kollegin in der Nachbarstadt nutzt eine großartige App zur Bürgerbeteiligung – aber bei Ihnen wird noch per Papier abgestimmt.
  • Irgendwo im Land wurde eine Software für Kita-Platz-Vergabe entwickelt – aber Sie wissen nicht mal, wie Sie daran kommen.
  • Sie hören von erfolgreichen Digitalprojekten – aber scheitern am Fördermittel-Dschungel, weil Ihre Idee nicht „innovativ genug“ klingt.

Und genau das soll sich jetzt ändern.

Die große Frage lautet: Darf der Bund überhaupt Kopieren fördern?

Bisher herrschte ein hartnäckiger Mythos: Der Bund darf nur neue Pilotprojekte fördern – nicht aber das Übernehmen von bereits erfolgreichen Lösungen. Doch genau dieser Mythos wurde nun juristisch geknackt. Ein Rechtsgutachten von Prof. Peuker (Uni Würzburg) zeigt:

🟢 Ja – er darf.
Denn überall dort, wo Kommunen nachweislich keine Ressourcen haben, selbst Standards zu verbreiten oder Geschäftsmodelle zu übertragen, ist das sogar im Bundesinteresse.

Was heißt das für Sie in der Praxis?

Die Expertengruppe hat fünf konkrete Empfehlungen entwickelt, die künftig helfen sollen, dass gute Lösungen nicht im Pilotprojekt-Schublädchen verstauben, sondern deutschlandweit nutzbar werden.

Hier die wichtigsten Punkte für Ihre Verwaltungspraxis:

EmpfehlungWas das für Sie bedeutet
1. Förderkriterien anpassenNicht mehr „neu und innovativ“ als Pflicht, sondern „bewährt und übertragbar“ als Vorteil.
2. Software-Datenbank aufbauenEine zentrale Übersicht, welche digitalen Lösungen wo schon funktionieren.
3. Entwicklungs-Communities fördernKommunen sollen gemeinsam an Lösungen arbeiten – mit Förderung für alle, nicht nur für Einzelprojekte.
4. Organisationsentwicklung fördernNicht nur Technik, sondern auch Prozesse und Weiterbildung fördern – auch für Mitarbeitende wie Sie.
5. Förderprogramme bündelnBessere Abstimmung unter den Ministerien – weniger Chaos, weniger Doppelförderung.

Warum dieses Thema Sie direkt betrifft

Sekretärinnen sind oft die ersten, die merken, wenn ein Projekt funktioniert – oder eben nicht. Sie sind die Schnittstelle zwischen Praxis und Projektleitung, sie koordinieren, dokumentieren, sprechen mit Menschen. Sie wissen, wenn etwas läuft. Und wenn nicht.

Wenn Fördermittel künftig nicht mehr für „die große Idee“, sondern für die gute Idee, die sich bewährt hat, vergeben werden, dann bedeutet das auch: Ihr Wissen wird relevanter. Ihre Erfahrung zählt. Ihre Fragen sind wertvoll.

Und was können Sie jetzt tun?

🟣 Erzählen Sie in Ihrem Team, wenn Sie eine gute Lösung gesehen haben – und schlagen Sie aktiv vor, sie zu übernehmen.
🟣 Fragen Sie bei Projektförderungen gezielt nach „Copy-Kriterien“ statt Innovation.
🟣 Bringen Sie Ihre Sicht ein – besonders in internen Entwicklungsrunden. Oft fehlt genau Ihre Perspektive.
🟣 Bleiben Sie wachsam, wenn wieder ein neues Tool „von oben“ kommt. Vielleicht existiert längst ein besseres – in der Nachbarverwaltung.

Kopieren ist kein Rückschritt – sondern Fortschritt mit Verstand

Die re:publica-Session hat Mut gemacht. Sie hat gezeigt, dass Innovation nicht in der Einsamkeit entsteht, sondern im Teilen. Dass Verwaltungen besser arbeiten können, wenn sie voneinander lernen – nicht nur auf Konferenzen, sondern durch strukturierte Förderung.

Wenn Sie also das nächste Mal überlegen, ob Sie einen Vorschlag machen sollen, der nicht neu, aber bewährt ist: Tun Sie es. Vielleicht sind genau Sie der Schlüssel zur richtigen Entscheidung.

📺 Zum Nachschauen:

„Blamieren oder Kopieren – Wie der Bund das Nachnutzen digitaler Lösungen in Kommunen fördern kann“
➡️ Jetzt auf YouTube ansehen

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Judith Torma Goncalves ist Magistra der Rhetorik. Seit 2017 steuert Sie die Geschicke des Verband der Sekretärinnen.

Ihre Lieblingsthemen sind Kommunikation und Rhetorik und das weite Feld des miteinander.

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