Warum plötzlich kindisches Verhalten im Büro kein Zufall ist
„Also wenn das so weitergeht, dann bin ich raus!“ – knallt es in der Besprechung. Die Stimme ist laut, trotzig, beleidigt. Die Kollegin rauscht ab, die Tür bleibt offen stehen. Zurück bleiben betretene Blicke, Schweigen – und Sie mittendrin. Willkommen im emotionalen Chaos, besser bekannt als Altersregression.
🧠 Was ist Altersregression?
Die Altersregression beschreibt einen psychischen Zustand, in dem Erwachsene – meist in Stress- oder Überforderungssituationen – auf kindliche Verhaltensweisen zurückfallen. Nicht bewusst, nicht geplant, aber sehr deutlich: Da wird geschmollt, gezickt, geschwiegen oder überreagiert – und das, obwohl man es eigentlich besser weiß.
Regredieren bedeutet wörtlich „zurückgehen“. Und genau das passiert emotional: Die Person fühlt sich plötzlich nicht mehr wie 43 mit Führungsverantwortung, sondern wie 7 Jahre alt im Sandkasten. Es ist ein Schutzmechanismus des Gehirns, der sich in besonders belastenden Situationen einschaltet.
🎭 Wie erkennt man Altersregression im Büro?
Ganz ehrlich: Sie haben es bestimmt schon oft erlebt – ohne es benennen zu können. Hier einige typische Anzeichen:
Verhalten | Bedeutung |
---|---|
Schmollen oder Rückzug | Rückfall in kindliches Schutzverhalten |
Trotziges „Dann mach’s doch alleine!“ | Kontrollverlust übers eigene Verhalten |
Weinen bei Kritik | Überwältigung durch Emotionen |
Starres Beharren auf „Recht haben“ | Verlust an Dialogfähigkeit |
Bedürfnis nach Lob oder Aufmerksamkeit | Suche nach emotionaler Sicherheit |
Natürlich regredieren wir alle mal. Die entscheidende Frage ist: Wie lange bleiben wir darin stecken – und was machen wir daraus?
🔥 Warum betrifft das gerade Sekretärinnen?
Weil Sie tagtäglich als kommunikatives Bindeglied arbeiten. Zwischen Chefetage und Team, zwischen Kunden und Kolleginnen. Sie sind oft das emotionale Frühwarnsystem im Büro. Wenn sich Spannungen aufbauen, spüren Sie es zuerst.
Gerade in angespannten Situationen sind Sie nicht nur Beobachterin, sondern oft Blitzableiter – und brauchen Strategien, um nicht selbst zu regredieren.
💡 5 Strategien, um souverän zu bleiben – auch wenn’s im Büro kindisch wird
Altersregression kann anstrengend sein – vor allem, wenn sie uns mitten im Arbeitsalltag begegnet. Doch anstatt sich mitreißen zu lassen, gibt es Wege, souverän und professionell zu bleiben. Hier sind fünf kraftvolle Strategien, die Ihnen helfen, innere Stärke zu bewahren, ohne selbst in die Trotzphase zu rutschen:
Wahrnehmen – nicht bewerten
Das wichtigste zuerst: Beobachten Sie, ohne zu urteilen. Wenn eine Kollegin plötzlich bockig wird, die Stimme hebt oder sich in Schweigen flüchtet, denken Sie nicht sofort: „Unmöglich!“ oder „Was soll denn das jetzt schon wieder?“
Sagen Sie sich stattdessen innerlich: „Aha, da spricht gerade ihr inneres Kind.“
Diese Haltung wirkt wie ein emotionaler Puffer. Sie nehmen die Situation wahr, aber lassen sich nicht hineinziehen. Sie beobachten, ohne zu reagieren – wie eine aufmerksame Gastgeberin auf einer etwas turbulenten Party. Und genau dieser Abstand gibt Ihnen die nötige Klarheit.
🎯 Tipp: Üben Sie das bewusst auch bei sich selbst: „Oh, da war ich jetzt aber ganz schön trotzig. Spannend.“ – So entsteht Mitgefühl statt Abwehr.
Kurz innehalten – statt kontern
Wenn jemand Sie emotional „anfunkt“ – mit Vorwürfen, Tränen oder Trotz – ist der erste Impuls oft: Kontern! Verteidigen! Zurückschießen!
Doch genau hier liegt die Chance: Tun Sie – nichts.
Ein bewusstes Innehalten, ein tiefer Atemzug oder ein kurzer gedanklicher Schritt zur Seite kann den Unterschied machen. Schaffen Sie einen Moment zwischen Reiz und Reaktion.
⏳ Beispiel: Statt „Das ist doch jetzt total übertrieben!“ sagen Sie: „Geben Sie mir bitte einen Moment – ich muss kurz sortieren, was ich gerade gehört habe.“
So steigen Sie aus der Eskalationsspirale aus – und zeigen ganz nebenbei echte Führungskompetenz.
Verantwortung da lassen, wo sie hingehört
In vielen Sekretariaten – und vor allem bei empathischen Persönlichkeiten – gibt es diesen inneren Reflex: „Ich muss das jetzt in Ordnung bringen.“
Doch hier ein wichtiger Satz zum Merken: Sie sind nicht für die Gefühle anderer verantwortlich.
Wenn jemand gerade regressiv reagiert, ist das seine emotionale Baustelle. Sie dürfen mitfühlend sein – aber Sie müssen es nicht richten.
Besonders wichtig: Übernehmen Sie keine Schuld, wenn jemand trotzt, weint oder schweigt. Oft liegt der Ursprung ganz woanders.
🧘♀️ Affirmation für Ihren Büroalltag: „Ich darf freundlich sein, ohne zu retten. Ich darf Klarheit geben, ohne alles zu erklären.“
Grenzen setzen – klar, ruhig, respektvoll
Wenn das Verhalten anderer Ihre Grenzen verletzt oder das Teamklima belastet, braucht es eins: klare Kommunikation.
Sie müssen nicht schreien oder schimpfen – ganz im Gegenteil. Ein ruhiger, aber fester Satz wirkt oft wie ein Anker im emotionalen Sturm.
📌 Formulierungsvorschläge:
- „Ich spreche gern mit Ihnen, wenn wir auf einer sachlichen Ebene bleiben können.“
- „Ich verstehe, dass das Thema aufwühlt. Lassen Sie uns später in Ruhe darüber sprechen.“
- „So wie es gerade läuft, kann ich das Gespräch nicht fortsetzen.“
Diese Sätze setzen liebevoll Grenzen. Und das Beste: Sie schützen nicht nur Sie selbst, sondern auch das Gegenüber – vor sich selbst.
Humor (mit Feingefühl!)
Ja, auch das darf sein: ein Augenzwinkern, ein inneres Schmunzeln, ein liebevoller Kommentar – sofern Sie die Situation gut einschätzen können.
Manchmal ist eine humorvolle Bemerkung genau das, was den emotionalen Knoten löst. Wichtig ist dabei: Der Humor sollte nie verletzen oder herabsetzen, sondern Verbindung schaffen.
😂 Beispiele für dezenten Humor:
- „Na, heute eher Team Trotzphase oder einfach nur Montagmorgen-Modus?“
- „Ich glaube, wir brauchen dringend Kekse – die gute Laune liegt im Unterzucker.“
Solche Sätze wirken oft wie ein Reset-Knopf – vorausgesetzt, sie kommen im richtigen Moment und mit dem richtigen Ton.
✨ Fazit zu den Strategien
Souverän bleiben inmitten emotionaler Rückfälle – das ist keine Zauberei, sondern eine bewusste Haltung. Sie entscheiden, ob Sie mit zurück in den Sandkasten gehen oder auf Ihrem erwachsenen Stuhl sitzen bleiben. Mit Klarheit, Mitgefühl und ein bisschen Humor gelingt es Ihnen, auch turbulente Situationen professionell zu meistern.
Und manchmal ist die beste Strategie einfach: lächeln, innerlich nicken und sich an den nächsten Kaffee erinnern.
✨ Was Altersregression auch zeigen kann
So schwierig solche Momente auch sind – sie bieten auch Chancen. Denn wer regrediert, zeigt unbewusst: Ich bin gerade nicht in meiner Kraft. Und das kann ein Anstoß sein, genauer hinzuschauen: Welche Arbeitsbedingungen, Kommunikationsmuster oder Strukturen führen immer wieder zu solchen Reaktionen?
Vielleicht braucht die Kollegin nicht mehr Druck – sondern mehr Klarheit. Nicht mehr Aufgaben – sondern endlich mal ein echtes Feedback. Vielleicht brauchen Sie selbst mehr Rückhalt oder klare Zuständigkeiten, um nicht in dieses kindliche Reaktionsmuster zu rutschen.
🔍 Regressives Verhalten im Büro – warum es nicht nur Frauen betrifft und wie Männer es verstecken
Altersregression ist kein „Frauenthema“. Auch wenn viele Beispiele auf den ersten Blick weiblich konnotiert wirken – Tränen, Rückzug, emotionale Offenheit – ist das Phänomen geschlechtsunabhängig. Es betrifft Männer genauso, nur ist ihr Rückfall ins emotionale Kind oft clever kaschiert. Und genau deshalb wird er im Arbeitsalltag seltener erkannt – aber nicht seltener erlebt.
Männer zeigen regressives Verhalten häufig durch Dominanz, Ironie oder Rückzug in Aktionismus. Anstatt zu schmollen, wird die Stimme gehoben. Anstatt zu weinen, wird der Raum verlassen. Statt „Ich kann nicht mehr“ heißt es „Dann mach ich’s eben allein“. Dahinter steckt dieselbe emotionale Not: Überforderung, Unsicherheit, Kontrollverlust.
🎯 Beispiel aus dem Büro:
Ein Projekt gerät ins Stocken. Der männliche Kollege, der bisher stark aufgetreten ist, wird plötzlich ungeduldig, unterbricht andere ständig oder beginnt, ironische Kommentare zu verteilen. Auf den ersten Blick wirkt er souverän – auf den zweiten ist er emotional in die Defensive geraten. Ein innerer Siebenjähriger, der ruft: „Ich will nicht schuld sein! Ich will nicht versagen!“
Diese Form der Altersregression ist schwerer zu greifen, weil sie häufig mit Machtspielen oder scheinbarer Sachlichkeit überdeckt wird. Doch genau hier liegt die Gefahr: Wenn wir nur die lauten Worte hören, aber nicht die unsichere Emotion dahinter erkennen, verpassen wir die Chance auf echte Deeskalation.
👥 Für Office-Managerinnen, Sekretärinnen und Assistenzen heißt das: Achten Sie nicht nur auf Tränen oder Rückzug. Auch übertriebene Härte, sarkastische Sprüche oder stures Beharren auf „Prinzipien“ können Signale sein. Altersregression zeigt sich leiser – und männlicher – als wir oft denken.
Mit Achtsamkeit, kluger Beobachtung und wertschätzender Kommunikation können Sie helfen, den emotionalen Fahrstuhl zu stoppen – bei Frauen wie bei Männern. Denn letztlich wollen alle dasselbe: gesehen, verstanden und ernst genommen werden.
👩🦰👨🦱 Altersregression betrifft alle Geschlechter – aber sie zeigt sich unterschiedlich
Emotionale Rückfälle, also das zeitweise Reagieren wie ein jüngeres Ich, sind ein ganz normales psychologisches Phänomen. Unser Gehirn greift auf altbekannte Verhaltensmuster zurück, sobald es sich überfordert, bedroht oder nicht gesehen fühlt – ganz unabhängig vom Geschlecht.
Aber: Der Ausdruck kann geschlechtstypisch geprägt sein.
Typisches Verhalten bei Altersregression | Häufig bei (aber nicht nur!) |
---|---|
Schmollen, Weinen, Rückzug | eher bei Frauen beobachtet |
Laut werden, Aufbrausen, Ironie | eher bei Männern beobachtet |
Trotzreaktion, Schwarz-Weiß-Denken | bei allen möglich |
Ironische Distanz oder Sarkasmus | häufiger bei Männern |
„Ich mach das jetzt allein“-Reflex | häufig bei starken Leistungstypen (beider Geschlechter) |
Warum das so ist? Weil unsere Sozialisation eine Rolle spielt. Frauen lernen oft, Gefühle auszudrücken und Nähe zu suchen. Männer hingegen werden eher in Richtung Kontrolle und Stärke erzogen – was dazu führen kann, dass ihre Regression sich über Vermeidung, Rückzug in Ironie oder Dominanzverhalten äußert.
🧩 Und wer ist besonders betroffen?
Menschen, die…
- viel Verantwortung tragen (z. B. Sekretärinnen, Teamleiter*innen, Projektverantwortliche),
- hohe Erwartungen an sich selbst haben,
- emotional intelligent sind, aber kein gutes Selbstmanagement gelernt haben,
- immer für andere stark sein wollen.
Kurz gesagt: Alle, die im Büro die Strippen ziehen, aber selten selbst Halt bekommen.

🧩 Schlussgedanke
Erwachsen sein heißt nicht, niemals emotional zu reagieren. Es heißt, den eigenen Reaktionen auf die Spur zu kommen – und wieder aus der Trotzphase herauszufinden, wenn sie uns überkommt. Altersregression ist kein Makel – sondern eine Einladung, bewusster mit Stress umzugehen.
Und wer weiß: Vielleicht begegnen Sie der nächsten emotionalen Eskalation im Büro einfach mit einem inneren Schmunzeln. Weil Sie wissen: Hinter dem lauten „Ich will aber nicht!“ steht oft nur ein kleines Ich, das sich gerade überfordert fühlt.
🧠 Dieser Beitrag wurde inspiriert durch einen klugen LinkedIn-Post von Carmen Kauffmann, die Altersregression im Berufsleben als das beschreibt, was es oft ist: ein inneres Schrumpfen in Momenten von Überforderung.
💡 Wer das Thema vertiefen möchte, findet hier den Link zum Originalimpuls:
Zum Beitrag auf LinkedIn
Weiterführende Informationen gibt es auch hier.
❓ 5 einzigartige FAQs zur Altersregression
1. Was löst Altersregression aus?
Typische Auslöser sind Stress, Überforderung, Angst oder Kritik. In solchen Situationen greift das Gehirn auf alte, früh gelernte Schutzmuster zurück.
2. Wie lange dauert eine Altersregression?
Das ist individuell. Manche Menschen fangen sich nach Minuten, andere bleiben emotional über Stunden oder Tage „rückversetzt“. Entscheidend ist die Selbstregulation.
3. Ist Altersregression ein Zeichen für psychische Instabilität?
Nein – sie ist ein normales, wenn auch nicht immer hilfreiches Verhaltensmuster. Erst bei sehr häufiger oder extrem ausgeprägter Regression sollte man genauer hinschauen.
4. Kann man sich selbst aus der Altersregression „zurückholen“?
Ja. Mit Achtsamkeit, bewusster Atmung, einer kurzen Pause und Reflexion lässt sich die erwachsene Ebene wieder aktivieren.
5. Wie spreche ich Kolleginnen auf regressives Verhalten an, ohne sie zu kränken?
Am besten mit Ich-Botschaften und Rückspiegelung: „Ich hatte den Eindruck, dass dich das Thema sehr mitgenommen hat – magst du erzählen, was dich da so getriggert hat?“