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Verlängert, verpasst, verärgert? So zähmen Sie jeden Vertrag! 

 

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💡 Worauf muss ich achten? Wie behalte ich den Überblick?

Hinweis: Dieser Beitrag bietet praxisorientierte Information und ersetzt keine Rechtsberatung. Bei strittigen Klauseln oder hohen Risiken sprechen Sie bitte mit Ihrer Rechtsabteilung oder einer Anwältin.

Mittwoch, 16:58 Uhr – der Kopierer-Vertrag, der still verlängert wurde

Sie wollen eigentlich den Rechner herunterfahren, als die E-Mail Ihrer Chefin einschlägt: „Warum zahlen wir noch ein Jahr lang Leasing für den alten Kopierer? Ich dachte, wir wechseln zum günstigeren Anbieter.“
Sie öffnen die Akte: Laufzeit 36 Monate, automatische Verlängerung, Kündigungsfrist 3 Monate vor Laufzeitende. Niemand hat die Frist im Blick gehabt – zack, wieder 12 Monate gebunden. Welcome to Vertragsmanagement.

Genau hier zeigt sich, wie kaufmännisch Sie denken: Fristen sichern Liquidität, Klauseln steuern Risiken – und wer beides beherrscht, ist mehr als „die, die abheftet“. Sie sind die coole Sekretärin, die Verträge im Griff hat und die Geschäftsführung vor teuren Überraschungen schützt. Im B2B dürfen Parteien Laufzeiten und Verlängerungen übrigens weitgehend frei regeln; die strengen Verlängerungsgrenzen gelten überwiegend für Verbraucherverträge (B2C) seit dem „Gesetz für faire Verbraucherverträge“. Für Unternehmen untereinander bleibt meist Vertragsfreiheit – solange die Klauseln transparent vereinbart sind.

Was gehört zum Vertragsmanagement? – Ihr Aufgabenkompass

Vertragsmanagement ist mehr als „Ablage plus Kalender“. Es bedeutet, Fristen zu überwachen, Klauseln zu verstehen, Risiken zu bewerten und Entscheidungen vorzubereiten. Drei Ebenen helfen Ihnen, Ordnung ins Dickicht zu bringen:

  1. Inhalt: Was steht wirklich drin (Laufzeit, Kündigung, Haftung, SLA, Datenschutz)?
  2. Zeit: Welche Fristen laufen (Kündigung, Optionen, Preisgleitklauseln, Abnahme, Rüge, Gewährleistung)?
  3. Steuerung: Wer ist Owner, welche Meilensteine setzen wir, welche Entscheidung braucht die Geschäftsleitung?

Die 6 Fristen, die Sie nie verpassen dürfen

1) Kündigungsfrist & Verlängerungsfenster
Klingt banal, entscheidet aber über Tausende Euro. Prüfen Sie: „Kündigung spätestens xx Wochen/Monate vor Laufzeitende – sonst Verlängerung um yy Monate.“ In B2B sind automatische Verlängerungen grundsätzlich zulässig, wenn sie klar vereinbart sind – anders als im Verbrauchervertrag, wo die Verlängerung rechtlich strenger geregelt ist. Lexology

2) Optionsfristen
Supportpaket upgraden? Lizenzen reduzieren? Viele Verträge erlauben Änderungen nur zu bestimmten Stichtagen. Notieren Sie sich ein Vorwarnfenster (z. B. 60 Tage davor).

3) Preisänderungs-/Indexklauseln
Preisanpassungen greifen oft „zum Quartals-/Jahreswechsel, sofern bis xx kein Widerspruch“. Hinterlegen Sie Widerspruchsfristen.

4) Abnahme- & Rügefristen
Bei Werk-/Lieferverträgen müssen Mängel rechtzeitig gerügt werden. Fehlt die interne Routine, „rutschen“ Leistungen ungeprüft durch.

5) SLA-/Reaktionsfristen
Bei IT & Serviceverträgen: Reaktionszeit, Wiederherstellungszeit, Pönalen. Kommt der Provider zu spät, haben Sie Ansprüche – aber nur, wenn klar dokumentiert.

6) Zahlungs- & Verzugstermine
Für Verzugszinsen gilt § 288 BGB (Basiszinssatz + 5 %-Punkte bei Verbrauchern, +9 %-Punkte im B2B). Den Basiszinssatz setzt die Bundesbank halbjährlich neu fest – aktuell als Referenzgröße in IHK-Leitfäden dargestellt. Gesetze im Internet

Die 8 Klauseln, die Sie kennen sollten (und wie Sie sie prüfen)

KlauselWarum wichtigWas Sie prüfenIhr Hebel
Laufzeit & KündigungVerhindert „Auto-Lock-in“Mindestlaufzeit, Verlängerung, FristFristenampel + Vorwarnfenster
AGB/EinbeziehungNur wirksam, wenn richtig einbezogenWurden AGB rechtzeitig gestellt?Einbeziehung nach § 305 BGB checken Gesetze im Internet
Transparenz & FairnessUnfaire AGB-Klauseln sind unwirksam„Überraschende“/unverhältnismäßige Klauseln?§§ 307–309 BGB beachten
Haftung/HaftungsbegrenzungDeckelt Risiken/SchadenHöchstbeträge, Ausschlüsse, grobe Fahrlässigkeit?Recht prüfen lassen (AGB-Kontrolle)
GewährleistungNachbesserung, NacherfüllungFristen, Beweislast, AusschlüsseAbnahmeprozess + Mängelprotokoll
SLA/ServiceReaktionszeiten, PönalenKPIs, Gutschriften, EskalationMonatliches Provider-Review
Verzug & ZinsenLiquiditätsschutzZinssatz nach § 288, MahnpauschaleMahnworkflow + Zinsberechnung
Datenschutz/AVVPflicht bei personenbezogenen DatenArt. 28 DSGVO, Subunternehmer, TOMsMuster-AVV/Provider-Liste pflegen

Kurz erklärt – AGB & Kontrolle: AGB werden nur wirksam, wenn sie einbezogen wurden (rechtzeitig zugänglich, zumutbar). Zudem dürfen sie den Vertragspartner nicht unangemessen benachteiligen; bestimmte Klauseln sind sogar ohne Prüfung unzulässig (z. B. pauschale Aufrechnungsverbote), vgl. §§ 305, 307, 309 BGB.

Praxis-Template: Klausel-Matrix für Ihren nächsten Vertrag

BereichOriginalklausel (Kurzfassung)RisikoIhr KommentarTo-Do
Laufzeit24 Mon. + automatische Verlängerung 12 Mon., Kündigung 3 Mon. vorherMittelVorwarnfenster 120/90/60/30 TageFristen im Kalender anlegen
AGB„AGB des Lieferanten gelten ausschließlich“HochKollisionsklausel prüfenEigene AGB/Order Terms beifügen
SLAReaktionszeit „zeitnah“, keine PönaleHochUnbestimmt → verhandelnSLA-Tabelle mit KPIs anfordern
PreisIndexierung +3 % p. a., Widerspruchsfrist 14 TageMittelFrist sehr kurzFristverlängerung auf 30 Tage
DatenschutzAVV fehlt/unklar zu Sub-ProzessorenHochArt. 28 DSGVO erforderlichAVV-Anlage + Sub-Liste fordern

So behalten Sie den Überblick – Ihr Mini-System in 5 Bausteinen

1) Vertragsregister (Single Source of Truth).
Eine einfache Tabelle genügt: Vertragstitel, Partner, Laufzeit, Kündigungsfrist, Verlängerungsregel, kritische Klauseln, Owner, Ablageort, Link zur PDF. IHK-Muster helfen beim Start – Sie vermeiden Lücken und schaffen Vergleichbarkeit. IHK München

2) Fristenampel + Vorwarnfenster.
Legen Sie pro Vertrag vier Erinnerungen an (z. B. 180/120/60/30 Tage vor Stichtag). Farben helfen: Grün (weit weg), Gelb (bald), Rot (jetzt entscheiden).

3) Entscheidungsvorlagen.
Zu jeder Erinnerung gehört ein One-Pager: Ist-Zustand, Nutzung, Kosten, Alternativen, Empfehlung. So fällt der Geschäftsführung die Entscheidung leicht – und Sie führen durch Klarheit.

4) Vier-Augen-Prinzip.
Alles mit größerem Volumen/hoher Kritikalität (z. B. IT/Datenschutz) geht immer mit zweitem Blick. Das schützt vor blinden Flecken.

5) Digitale Fristenüberwachung.
Nutzen Sie Bordmittel (Outlook/Teams/Drive) oder spezialisierte Tools, die Fristen zentral erinnern und nach Assets/Verträgen filtern können. Wichtig ist nicht „welches Tool“, sondern dass nichts mehr im Postfach versandet.

Mini-Workflow: Vom Eingang bis zur sicheren Ablage

  1. Eingang (E-Mail/Portal) → Datei sofort nach Schema benennen: 2025-03-25_Rahmenvertrag_Drucker_LEASE12M_ProviderX.pdf.
  2. Quick-Scan (5 Min.): Laufzeit, Kündigung, Verlängerung, Preis/Index, SLA, Datenschutz.
  3. Registereintrag + Fristenampel anlegen.
  4. Inhaltliche Prüfung: AGB-Einbeziehung, Haftung, SLA, AVV. Bei Rot-Flags → Rechtscheck.
  5. Entscheidungsvorlage für GL (nur bei kritischen Verträgen/Verlängerungen).
  6. Ablage & Versionierung: Vertrags-PDF + Anhänge (AGB, AVV, SLA) im gleichen Ordner, Änderungsprotokoll pflegen.

Risikofalle „neue IBAN“ – Ihr 60-Sekunden-Check

  • Abgleich mit der letzten Zahlung (gleicher Empfänger/IBAN?).
  • Rückruf an eine bekannte Nummer (nicht die aus der E-Mail).
  • Dokumentation im Vertragsregister („IBAN am TT.MM. telefonisch bestätigt“).
    So stoppen Sie Social-Engineering schon an der Tür – und ersparen der Firma teure Fehlüberweisungen.

Klauseln verhandeln – freundlich, präzise, wirksam (ausführlich)

Sie verhandeln keine Romane, sondern Entscheidungen in Sätzen. Ihr Ziel: Risiken senken, Planungssicherheit gewinnen, Prozessorbeit vereinfachen – ohne die Geschäftsbeziehung zu belasten. Genau das gelingt, wenn Sie (1) Ziele klar formulieren, (2) Gegenleistungen aktiv anbieten, (3) alles sauber schriftlich fixieren und (4) Service-Level messbar machen. Unten finden Sie Vorgehen, Beispiele, Textbausteine und kleine Taktiken, die sich im Büroalltag bewährt haben.

1) Konkrete Ziele: „Kündigungsfrist auf 1 Monat, Verlängerung max. 3 Monate.“

Warum das wirkt: Präzision ersetzt Ping-Pong. Statt „kürzere Kündigungsfrist“ fordern Sie eine Zahl und eine Verlängerungsspanne. So sehen beide Seiten sofort, worüber gesprochen wird.

So bereiten Sie vor (3-Minuten-Check):

  1. Ist-Situation: „24 Monate Laufzeit, Kündigung 3 Monate vorher, automatische Verlängerung 12 Monate.“
  2. Soll-Ziel: „Kündigungsfrist 1 Monat, Verlängerung max. 3 Monate.“
  3. Begründung: „Wir planen vierteljährlich, brauchen Flexibilität bei Technikwechseln und Budgetanpassungen.“

Telefon-Skript (Sie-Form, höflich-bestimmt):

„Unser Ziel ist Planungssicherheit mit Flexibilität. Daher bitten wir um Kündigungsfrist 1 Monat und Verlängerung maximal 3 Monate. So passen Vertrag und unsere Budgetzyklen zusammen. Können wir das aufnehmen?“

Wenn Gegenwind kommt (gelassen bleiben):

  • Anbieter: „Das ist bei uns unüblich.“
  • Sie: „Verstehe. Wo genau liegt Ihre Grenze – Frist 2 Monate und Verlängerung 6 Monate? Dann prüfen wir intern, ob das reicht.“

Merksatz: Verhandeln heißt präzise Ziele + bewegliche Wege. Zahlen sind Anker, kein Beton.

2) Gegenleistung: „Dafür 24-Monats-Bindung akzeptiert / Referenzfreigabe / höhere Jahresmenge.“

Prinzip Tauschgeschäft: Keine Forderung ohne Gegengabe. So bleiben Sie partnerschaftlich – und beschleunigen Entscheidungen.

Drei typische Hebel:

  1. Zeit: „Wir akzeptieren 24 Monate Mindestlaufzeit, wenn Kündigungsfrist + Verlängerung wie gewünscht geregelt sind.“
  2. Volumen: „Bei ≥ 500 Einheiten/Jahr gewähren Sie den Zielpreis – wir bündeln Bestellungen quartalsweise.“
  3. Referenz/PR: „Sie dürfen uns als Referenz nennen; wir liefern ein kurzes Zitat für Ihre Website.“

E-Mail-Formulierung (7 Sätze, Sie-Form):

„Vielen Dank für Ihr Angebot. Um beiderseits Planungssicherheit zu haben, möchten wir die Kündigungsfrist auf 1 Monat und die Verlängerung auf max. 3 Monate begrenzen.
Im Gegenzug sind wir bereit, eine Mindestlaufzeit von 24 Monaten zu akzeptieren und eine Jahresmenge von ≥ {{Menge}} zuzusagen.
Alternativ ermöglichen wir eine Referenznennung (Logo + kurzes Zitat), sobald die Zusammenarbeit stabil läuft.
Geben Sie mir gern bis {{Datum}} Rückmeldung, ob wir das so fixieren können.
Vielen Dank und freundliche Grüße“

3) Schriftform: Vertragsnachtrag statt „E-Mail-Abrede“

Warum das wichtig ist: Mündliche Zusagen und lockere Mails sind in der Praxis das Einfallstor für Missverständnisse. Alles, was vom Originalvertrag abweicht, gehört in einen schriftlich unterzeichneten Nachtrag. Punkt.

Muster-Nachtrag (Kurztext, kopierfähig):

Vertragsnachtrag Nr. 1 zum Rahmenvertrag vom {{Datum}}

  1. Kündigungsfrist: Die Parteien vereinbaren eine Kündigungsfrist von 1 Monat zum Ende der jeweiligen Vertragslaufzeit.
  2. Verlängerung: Die automatische Verlängerung beträgt maximal 3 Monate, sofern keine fristgerechte Kündigung erfolgt.
  3. Laufzeit/Gegenleistung: Die Mindestlaufzeit wird auf 24 Monate festgelegt.
  4. Unveränderte Regelungen: Im Übrigen gelten die Bestimmungen des Rahmenvertrags fort.
    Ort/Datum, Unterschriften beider Parteien

Do / Don’t (Kurz):

  • Do: Nachtrag als PDF mit Unterschrift (oder qualifizierte eSignatur).
  • Don’t: „Wir haben das doch per E-Mail so gemeint…“

4) SLA greifbar machen: „Reaktionszeit 2 h, Wiederherstellung 8 h, Pönale 5 % Monatsentgelt“

Warum SLAs (Service Level Agreements)? Sie verwandeln „Wir kümmern uns schnell“ in Messwerte. Nur Messbares ist einklagbar – und sorgt intern wie extern für Tempo.

SLA-Mini-Tabelle (Beispiel):

KPIDefinitionZielwertMessungPönale/Bonifikation
ReaktionszeitZeit bis erste qualifizierte Antwort2 h (Mo–Fr 8–18 Uhr)Ticketsystem-Zeitstempel
Wiederherstellungszeit (P1)Kritischer Ausfall, Arbeitsunfähigkeit8 hIncident-Report5 % Monatsentgelt je nicht erfülltem P1
Wiederherstellungszeit (P2)Teilfunktion gestört24 hIncident-Report2 % Monatsentgelt
OTIF ErsatzlieferungOn-Time-In-Full bei Austausch98 %WareneingangGutschrift je Case: 50 €

Formulier-Snack (präzise & freundlich):

„Bitte ergänzen Sie die SLA-Tabelle mit Reaktionszeit 2 h, Wiederherstellung P1 binnen 8 h, P2 binnen 24 h. Bei Nichterfüllung je P1-Case eine Pönale von 5 % des Monatsentgelts, bei P2 2 %. Die Messung erfolgt über das Ticketsystem; Berichte liefern Sie monatlich.“

Warum Pönale? Nicht als „Strafe“, sondern als Anreiz, Ressourcen bereitzuhalten. Wenn der Anbieter gute Performance liefert, spürt er die Pönale nie – und Sie schlafen ruhiger.

Verhandlungstaktik: freundlich bleiben, konsequent verankern

A) MESO statt Einzelwunsch:
Bieten Sie Multiple Equivalente Simultane Optionen an – z. B. zwei Paketvorschläge, die für Sie gleichwertig sind.

  • Paket 1 (Flex): Kündigungsfrist 1 Monat, Verlängerung 3 Monate, Laufzeit 24 Monate, Preis X.
  • Paket 2 (Preis): Kündigungsfrist 2 Monate, Verlängerung 6 Monate, Laufzeit 24 Monate, Preis X – 3 %.

Effekt: Der Anbieter wählt – Sie gewinnen in jedem Fall.

B) Kondition mit Gegenleistung koppeln:
„Wenn SLA P1 = 8 h bestätigt ist, akzeptieren wir die Laufzeit 24 Monate.“ → Das verknüpft Service-Realität mit Vertragsbindung.

C) Stille strategisch nutzen:
Formulieren Sie den Wunsch, halten Sie inne. Verkäufer füllen Stille oft mit Zugeständnissen.

D) Rote Linien benennen:
„Automatische Verlängerung 12 Monate ist für uns nicht verhandelbar. Wir brauchen maximal 3 Monate – sonst können wir den Vertrag nicht schließen.“
Klar. Ruhig. Respektvoll.

Praxisszene (kompakt): Vom ersten „Nein“ zum unterschriebenen Nachtrag

  • Sie: „Wir benötigen Kündigungsfrist 1 Monat, Verlängerung 3 Monate. Dann bleiben wir bei 24 Monaten Laufzeit.“
  • Anbieter: „Unser Standard ist 3/12 Monate.“
  • Sie: „Verstanden. Dann zwei Optionen:
    Paket Flex: 1/3 Monate, Preis unverändert.
    Paket Preis: 2/6 Monate, –3 % auf den Monatspreis.“
  • Anbieter: „Wir können 2/6 Monate und –2 % anbieten.“
  • Sie: „Einverstanden, wenn SLA P1 = 8 h mit 5 % Pönale vereinbart wird.
    Senden Sie mir bitte den Vertragsnachtrag zur Unterschrift.“

Ergebnis: Flexibilität, Preisvorteil, messbarer Service – schriftlich fixiert.

Kurz-Check vor Unterschrift (60 Sekunden)

  1. Stehen die Zahlen wirklich so da? (Frist, Verlängerung, SLA-Werte, Pönalen)
  2. Sind alle Gegengaben benannt? (Laufzeit, Menge, Referenz)
  3. Ist die Schriftform erfüllt? (Nachtrag unterschrieben oder eSign)
  4. Ist die Frist ins System eingetragen? (Ampel + Vorwarnfenster)
  5. Sind SLA-Reports vereinbart? (monatliches Reporting im Vertrag)

Fazit in einem Satz

Freundlich im Ton, präzise in den Zahlen, konsequent in der Dokumentation – so verhandeln Sie Klauseln, die halten, was Ihr Büro jeden Tag braucht.

Checklisten & Vorlagen (zum direkten Übernehmen)

1) Vertragsregister – Ihre „Single Source of Truth“

Tipp: Führen Sie dieses Register in Excel/Google Sheets/Notion. Eine Zeile = ein Vertrag. Hinterlegen Sie pro Zeile die Datei-Links (PDF/Ordner).

FeldBeispiel/Erklärung
Vertrags-IDC-2025-017
Titel„Leasing Multifunktionsdrucker – Standort Dresden“
Vertragspartner„PrintTech GmbH“ – Ansprechpartner + Tel.
VertragstypLeasing / SaaS / Rahmenvertrag / Wartung
Start / Ende01.06.2024 / 31.05.2027
Kündigungsfrist3 Monate zum Laufzeitende
Autom. VerlängerungJa, 12 Monate
PreismechanikFixpreis / Index (z. B. CPI) / Preisgleitklausel
SLA-KernwerteReaktionszeit 2 h / Wiederherstellung 8 h, Pönale 5 %
Datenschutz/AVVAVV vorhanden? Sub-Prozessorenliste verlinkt?
Owner intern„S. Müller (Office), Stellv. T. König (IT)“
KritikalitätHoch / Mittel / Niedrig
Fristen-EventsKündigung, Optionsfenster, Preisupdate, Abnahme/Rüge
Nächste Entscheidung„30.01.2027: Verlängern oder Wechsel vorbereiten“
AblageLink zu Ordner: SharePoint:/…/Verträge/PrintTech/…
Notizen„Testgerät Q2/24 – zufrieden; Tauschgerät 10/24“

2) Fristenampel – vier Erinnerungen pro Vertrag

Prinzip: Ein Stichtag, vier Vorwarnungen. Ampelfarben helfen dem Gehirn.

ErinnerungZeitpunktAktionFarbe
Frühwarnung−180 TageMarktcheck, Zufriedenheits-Quick-Review🟢
Analyse−120 TageKonditionen prüfen, Alternativen shortlist🟡
Entscheidung−60 TageEntscheidungsvorlage an GL, Verhandlung starten🟠
Umsetzung−30 TageKündigen/verlängern, Nachtrag unterschreiben🔴

Mini-Workflow: Erstellen Sie im Kalender Serienerinnerungen (Owner + Stellvertretung). Im Register jede Erinnerung mit Check-Häkchen dokumentieren – aus „Wissen“ wird „Handeln“.

3.) Red-Flag-Liste (AGB & Klauseln) – worauf Sie besonders achten

Hinweis: Formulierungen variieren; lassen Sie strittige Punkte prüfen. Zweck hier: Sensibilisieren.

Red FlagTypische FormulierungWarum kritisch in der Praxis?Ihr Gegenvorschlag
„Stillschweigende Verlängerung 12–24 Monate“„Verlängert sich automatisch um 24 Monate…“Bindet unnötig lange; erhöht KostenrisikoVerlängerung 3 Monate, Kündigung 1 Monat
Unbestimmte SLA„zeitnah“, „angemessen“Nicht messbar ⇒ nicht einklagbarReaktions-/Wiederherstellungszeiten + Pönale
Einseitige Preisänderung„Anbieter kann Preise jederzeit ändern“Kostenexplosion ohne KontrolleIndexierung + Widerspruchsfrist 30 Tage
AGB-Alleinherrschaft„Es gelten ausschließlich unsere AGB“Ignoriert Ihre EinkaufsbedingungenKollisionsklausel, Order Terms beifügen
Haftung pauschal ausgeschlossen„Haftung ausgeschlossen, auch bei grober Fahrlässigkeit“Realitätsfern; Risiko bei IhnenVerschuldensabstufung, Haftungsdeckel
IBAN-Änderung per E-Mail„Neue Bankverbindung ab sofort“Betrugsvektor (Social Engineering)Rückruf über bekannte Nummer

Merksatz: Unklar = unvorteilhaft für Sie. Alles, was Wirkung hat, muss messbar, terminiert, belegt sein.

Vertrags-Lebenszyklus in 9 Schritten (vertretungssicher)

SchrittZweckVerantwortlichNachweis
1 Eingang & BenennungEinheitliche DateinamenOfficeDatei + Eingangslog
2 Quick-ScanLaufzeit/Kündigung/VerlängerungOfficeCheckliste
3 RegistereintragÜbersicht & VerantwortlicheOfficeRegister-Zeile
4 FristenampelHandlungszeit sichernOffice4 Kalendereinträge
5 FachprüfungSLA/Datenschutz/TechnikIT/HR/DatenschutzKommentarblatt
6 VerhandlungKonditionen & KlarheitOffice/GLE-Mail/Nachtrag
7 FreigabeErlaubnis & BudgetGL/FinanzenFreigabeformular
8 Ablage & VersionRevisionssicherOfficeOrdner/Version
9 Review (jährlich)Nutzen/Kosten/WechselOffice/OwnerReview-Protokoll

Schlussgedanke: Verträge führen – statt von Verträgen geführt zu werden

Verträge sind keine staubigen PDF-Haufen. Sie sind steuerbare Hebel für Kosten, Qualität, Sicherheit und Tempo. Mit Register, Fristenampel, SLA-Tabelle und klaren Dialogen machen Sie aus Zufall Plan – aus „Ups, verlängert“ wird „Ja, entschieden“.
Sie sind nicht „die Person, die abheftet“. Sie sind die kaufmännische Dirigentin, die Einsätze gibt: Jetzt prüfen. Jetzt verhandeln. Jetzt entscheiden.
Meine Empfehlung ist: Starten Sie heute mit drei Verträgen (hoch/mittel/niedrig). Tragen Sie sie ins Register ein, setzen Sie die vier Erinnerungen, prüfen Sie zwei Klauseln und schicken Sie – wenn nötig – eine Nachverhandlungs-Mail. Morgen sind Sie weiter als gestern. Und übermorgen fragt die GL: „Wie haben Sie das so sauber im Griff?“ – Sie lächeln nur.

Abkürzungen (Glossar) – schnell nachschlagen, sicher entscheiden

AbkürzungBedeutungKurz erklärt / Praxisbezug
AGBAllgemeine GeschäftsbedingungenVorgefertigte Vertragsbedingungen des Anbieters. Nur wirksam, wenn korrekt einbezogen – und dürfen nicht unangemessen benachteiligen.
APIApplication Programming InterfaceSchnittstelle zwischen Systemen/Apps. Wichtig für Datenexport und Integrationen (z. B. HR-Tool → Lohnabrechnung).
AVVAuftragsverarbeitungsvertragVertrag nach Art. 28 DSGVO, wenn ein Dienstleister personenbezogene Daten für Sie verarbeitet (z. B. SaaS-Anbieter).
B2BBusiness-to-BusinessVerträge zwischen Unternehmen – größere Vertragsfreiheit (z. B. Verlängerungsklauseln) als bei Verbrauchern.
B2CBusiness-to-ConsumerVerträge mit Verbrauchern – stärkerer gesetzlicher Schutz, engere Grenzen bei automatischen Verlängerungen.
BGBBürgerliches GesetzbuchZentrales Zivilgesetzbuch (u. a. AGB-Kontrolle §§ 305–309, Verzugszinsen § 288).
CDNContent Delivery NetworkVerteilnetz für schnelle Auslieferung von Webinhalten. In AVV/Sub-Prozessorliste prüfen.
CPIConsumer Price IndexVerbraucherpreisindex – häufige Indexgrundlage für Preisgleitklauseln. Prüfen Sie Deckelung (z. B. max. 3 % p. a.).
DSGVODatenschutz-GrundverordnungRegelt den Schutz personenbezogener Daten in der EU. Basis für AVV, TOMs, Sub-Prozessoren und Datenübermittlungen.
EWREuropäischer WirtschaftsraumEU + Island, Liechtenstein, Norwegen. Datenübermittlung dorthin ist datenschutzrechtlich privilegiert.
GLGeschäftsleitungInterner Entscheiderkreis. Bekommt von Ihnen One-Pager & Entscheidungsvorlagen.
IBANInternational Bank Account NumberKontonummer im SEPA-Raum. Änderungen immer telefonisch über bekannte Nummer verifizieren (Fraud-Prävention).
IHKIndustrie- und HandelskammerBietet praxisnahe Leitfäden (z. B. Vertrags- und Zahlungsverzugsthemen).
KPIKey Performance IndicatorKennzahl zur Leistungsbewertung (z. B. OTIF, Reaktionszeit). Grundlage für SLA-Reports & Scorecards.
OTIFOn-Time-In-Full„Pünktlich und vollständig“ geliefert. Kern-KPI für Lieferantenqualität.
P1/P2Priorität 1 / 2Störungs-Schweregrade in SLAs (P1 = kritisch/ausfallend, P2 = hoch). Steuert Fristen & Pönalen.
RFQRequest for QuotationAngebotsanfrage mit Pflichtfeldern (Preis, Lieferzeit, Service, Skonto). Grundlage für vergleichbare Angebote.
SaaSSoftware as a ServiceCloud-Software im Abo. Wichtig: AVV, Sub-Prozessoren, Exit-Klausel (Datenexport).
SCCsStandard Contractual ClausesEU-Standardvertragsklauseln für Drittlands-Datenübermittlungen (außerhalb EU/EWR).
SLAService Level AgreementVereinbarte Service-Niveaus (z. B. Reaktionszeit 2 h, Wiederherstellung 8 h) inkl. Messung & Pönalen.
SOPStandard Operating ProcedureVerbindliche Prozessanweisung – macht Ihr Vertragsmanagement vertretungssicher.
TCOTotal Cost of OwnershipGesamtkosten inkl. Nebenkosten (Versand, Einrichtung, Retouren, Ausfallzeiten). Besserer Vergleich als reiner Stückpreis.
TOMsTechnische und organisatorische MaßnahmenSicherheitsmaßnahmen im Sinne der DSGVO (z. B. Verschlüsselung, Zugriff, Protokollierung).
UptimeVerfügbarkeitProzentuale Laufzeit eines Systems (z. B. 99,9 %). Muss im SLA messbar hinterlegt sein.

Tipp: Kopieren Sie die Tabelle in Ihr Vertragsregister oder Ihr Wiki. Ergänzen Sie firmenspezifische Abkürzungen (Projekt-IDs, Tool-Namen) – so bleibt Ihr Team konsistent in Sprache und Prüfung.


Judith Torma Goncalves ist Magistra der Rhetorik. Seit 2017 steuert Sie die Geschicke des Verband der Sekretärinnen.

Ihre Lieblingsthemen sind Kommunikation und Rhetorik und das weite Feld des miteinander.

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