Ein alltägliches Szenario im Büro
Es ist Montagmorgen, und Frau Schreiber, langjährige Sekretärin in einem mittelständischen Unternehmen, sitzt am Schreibtisch. Die To-Do-Liste ist lang, die E-Mails stapeln sich, und die Telefonkonferenz beginnt in wenigen Minuten. Doch heute fehlt ihr Kollege Herr Meier. „Schon wieder krank“, raunt ein Kollege leise. Solche Szenen spielen sich in Büros deutschlandweit ab und werfen Fragen auf: Warum steigen die Krankentage? Simulieren Mitarbeiter? Oder sind es strukturelle und gesundheitliche Ursachen, die uns ausbremsen?
Die jüngste DAK-Studie liefert spannende Einsichten, die diese Fragen sachlich beantworten – und gleichzeitig die Türen zu neuen Perspektiven auf Prävention und Gesundheitsförderung öffnen.
Warum steigen die Krankentage wirklich?
Die DAK-Studie zeigt klar: Der Anstieg der Krankentage, insbesondere seit 2022, hat vor allem technische und gesundheitliche Gründe.
Anstieg der Krankentage vor allem durch technische Faktoren:
- Laut einer DAK-Studie ist der sprunghafte Anstieg der Krankheitstage nicht auf eine Zunahme von „Blaumachen“ zurückzuführen.
- Grund hierfür ist vor allem die Einführung der elektronischen Krankschreibung, bei der Arztatteste automatisch an die Krankenkassen übermittelt werden.
- Dadurch sind Krankmeldungen vollständiger erfasst als früher, als manche Arbeitnehmer nur den Arbeitgeber, aber nicht die Krankenkasse informierten.
Zunahme der Fehltage durch Infektionskrankheiten:
- Ein Drittel der zusätzlichen Krankmeldungen seit 2022 resultiert aus verstärkten Erkältungswellen und Corona-Infektionen.
- Es gibt keine Beweise für einen systematischen Missbrauch der telefonischen Krankschreibung.
Zahlen zum Krankenstand:
- Im Jahr 2023 waren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland durchschnittlich 15,1 Tage krankgeschrieben.
- Die tatsächliche Zahl der Krankheitstage dürfte noch höher liegen, da in der Statistik nur Fehltage ab drei Tagen erfasst werden.
- Im Vergleich zu früheren Jahren (durchschnittlich 15 Tage) stieg die Zahl der Fehltage sprunghaft auf etwa 20 Tage und verharrt seitdem auf diesem Niveau.
- Die DAK-Studie basiert auf der Analyse von 2,4 Millionen Versicherten sowie einer Befragung von 7.000 Erwerbstätigen.
Wirtschaftliche und gesellschaftliche Debatte um den Krankenstand
Kritik an einer „Misstrauenskultur“:
Der anhaltend hohe Krankenstand in Deutschland hat in vielen Unternehmen und in der öffentlichen Debatte zu einer wachsenden Skepsis geführt. Schnell wird die Frage aufgeworfen: Sind die steigenden Fehlzeiten wirklich auf ernsthafte Erkrankungen zurückzuführen, oder nutzen Beschäftigte das System aus?
Doch genau hier setzt die Kritik von DAK-Vorstandschef Andreas Storm an. Er warnt eindringlich davor, eine generelle „Misstrauenskultur“ gegenüber Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu fördern. Pauschale Unterstellungen, dass Beschäftigte vermehrt „blaumachen“, seien nicht nur unbegründet, sondern auch kontraproduktiv. Ein solches Klima des Argwohns könne das Arbeitsklima vergiften, den Druck auf erkrankte Mitarbeitende erhöhen und letztlich sogar dazu führen, dass sich Menschen aus Angst vor negativen Konsequenzen krank zur Arbeit schleppen – mit fatalen Folgen für die eigene Gesundheit und das gesamte Team.
Auch Ärztepräsident Klaus Reinhardt widerspricht der Annahme, dass die steigenden Krankentage auf eine zunehmende Zahl an Simulanten zurückzuführen seien. Er betont, dass es keine belastbaren Beweise für einen systematischen Missbrauch der Krankschreibung gibt. Vielmehr seien die Veränderungen in der Statistik auf die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) zurückzuführen. Dieses neue Meldeverfahren sorgt dafür, dass alle Krankmeldungen automatisch an die Krankenkassen übermittelt werden – während zuvor viele Arbeitnehmer zwar ihren Arbeitgeber informierten, aber nicht zwingend eine Krankmeldung an die Krankenkasse schickten.
Darüber hinaus haben sich auch gesellschaftliche Normen verändert: Während es früher durchaus üblich war, „auf die Zähne zu beißen“ und sich auch mit Fieber ins Büro zu schleppen, gibt es heute ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass gesundheitliche Vorsorge und Prävention wichtiger sind als kurzfristige Produktivität. Gerade in Berufen mit viel Kundenkontakt oder Teamarbeit – wie im Sekretariat oder in der Assistenz – kann die Vermeidung von Ansteckungen langfristig mehr bewirken als eine Kultur, in der krank gearbeitet wird.
Die DAK-Studie macht deutlich: Nicht ein zunehmendes „Drücken“ vor der Arbeit ist das Problem – sondern strukturelle Veränderungen in der Erfassung von Krankmeldungen sowie gesundheitliche Herausforderungen wie Erkältungswellen und Post-Corona-Effekte. Eine gesunde Arbeitswelt braucht Vertrauen und Prävention, nicht Kontrolle und Misstrauen.
Karenztag: Wer krank ist, zahlt selbst den ersten Tag
✅ Pro-Argumente für einen Karenztag
- Reduzierung von Fehlzeiten
- Arbeitgeber argumentieren, dass ein Karenztag „leichte“ Krankmeldungen verringern könnte, da sich Mitarbeitende nur noch dann krankmelden, wenn es wirklich notwendig ist.
- Länder wie Schweden oder Dänemark haben ein ähnliches Modell – mit einem geringeren Krankenstand als in Deutschland.
- Wirtschaftliche Entlastung für Unternehmen
- Unternehmen sparen Lohnkosten für kurzfristige Krankmeldungen und können Arbeitsausfälle besser planen.
- Dies könnte besonders für kleine und mittelständische Unternehmen eine finanzielle Erleichterung sein.
- Missbrauch wird erschwert
- Die Maßnahme könnte dazu führen, dass weniger Beschäftigte „vorsorglich“ einen Krankheitstag einplanen, wenn sie sich nur leicht unwohl fühlen.
- Arbeitgeber hoffen, dass die tatsächlichen Krankheitstage dadurch sinken.
❌ Contra-Argumente gegen einen Karenztag
- Gesundheitliche Risiken durch „Präsentismus“
- Beschäftigte könnten sich gezwungen fühlen, trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen, um keine finanziellen Einbußen zu erleiden.
- Dies könnte insbesondere bei ansteckenden Krankheiten wie Grippe oder Erkältung fatale Folgen für Kollegen haben.
- Höheres Risiko für Langzeitausfälle
- Wer sich nicht sofort auskuriert, riskiert eine Verschlimmerung der Erkrankung und damit möglicherweise eine längere Abwesenheit.
- Besonders bei chronischen Erkrankungen könnte dies zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes führen.
- Sozial ungerecht – trifft vor allem Geringverdiener
- Beschäftigte mit niedrigem Einkommen sind stärker betroffen, da sie auf ihr volles Gehalt angewiesen sind.
- Höherverdienende können sich den Karenztag eher leisten als Beschäftigte im Mindestlohnbereich.
Prämien für nicht erkrankte Arbeitnehmer: Finanzielle Belohnung statt Strafe
✅ Pro-Argumente für Krankheitsprävention durch Prämien
- Positive Motivation statt Bestrafung
- Ein Belohnungssystem könnte Anreize schaffen, gesünder zu leben und Krankheiten präventiv zu vermeiden.
- Durch Maßnahmen wie Sport, gesunde Ernährung und Stressbewältigung könnten weniger Fehltage entstehen.
- Höhere Produktivität und Mitarbeiterzufriedenheit
- Wer für durchgehende Anwesenheit belohnt wird, könnte motivierter und engagierter im Unternehmen arbeiten.
- Unternehmen profitieren von einer stabileren Personaldecke.
- Individuelle Entscheidung über Krankmeldungen bleibt
- Anders als beim Karenztag werden Arbeitnehmer nicht bestraft, sondern belohnt.
- Mitarbeiter entscheiden selbst, ob sie trotz Krankheit zur Arbeit erscheinen oder lieber einen Bonus verzichten.
❌ Contra-Argumente gegen Prämien für Krankheitstage
- Gesundheitsgefährdung durch „Kranksparen“
- Ein finanzieller Anreiz könnte dazu führen, dass Mitarbeitende auch dann arbeiten, wenn sie krank sind, um die Prämie zu erhalten.
- Dies kann zu langfristigen Gesundheitsschäden und Ansteckungen im Betrieb führen.
- Ungleichheit zwischen gesunden und chronisch kranken Beschäftigten
- Beschäftigte mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen hätten keine Chance, die Prämien zu erhalten, was unfair sein könnte.
- Dies könnte zu einer Benachteiligung bestimmter Gruppen in der Belegschaft führen.
- Möglicher Druck durch Arbeitgeber und Kollegen
- Wenn Prämienmodelle eingeführt werden, könnten sich Kollegen oder Vorgesetzte negativ gegenüber kranken Mitarbeitern äußern („Der fehlt schon wieder!“).
- Eine solche Unternehmenskultur könnte den Druck auf Arbeitnehmer erhöhen, trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen.
Der Weg zur Prävention: Eine nachhaltige Lösung für gesunde Sekretariate
Stellen Sie sich vor, es ist Montagnachmittag im Büro. Die Kaffeemaschine rattert, das Telefon klingelt ununterbrochen, und die E-Mails prasseln nur so in das Postfach von Frau Schreiber, der erfahrenen Sekretärin der Geschäftsleitung. Sie ist eine Meisterin der Organisation – doch heute spürt sie es wieder: den stechenden Schmerz zwischen den Schulterblättern, das unangenehme Ziehen im Nacken. Ein Zeichen ihres Körpers, das sie zu oft ignoriert.
Aber warum eigentlich? Warum setzen so viele Sekretärinnen und Assistenzen ihre eigene Gesundheit hintenan, bis der Körper sich wehrt – mit Verspannungen, Kopfschmerzen, Stresssymptomen oder gar langfristigen Erkrankungen? Prävention beginnt genau hier: nicht erst dann, wenn der Krankenstand steigt, sondern lange bevor es dazu kommt.
🔹 Bewegung im Büroalltag – Weg von der Dauersitzhaltung
Der klassische Büroarbeitsplatz ist oft eine Rückenschmerzfalle. Acht Stunden am Schreibtisch, gebannt auf den Bildschirm, das Telefon in der einen Hand, die Maus in der anderen. Dabei gibt es eine einfache Lösung: höhenverstellbare Schreibtische.
Frau Schreiber hat es ausprobiert: Seitdem sie regelmäßig im Stehen arbeitet, spürt sie weniger Verspannungen. Morgens beginnt sie sitzend, doch jede zweite Stunde fährt sie ihren Schreibtisch hoch, beantwortet E-Mails im Stehen oder telefoniert im Gehen. Und plötzlich ist er da – ein Energieschub, den sie früher nicht kannte. „Ich hätte nie gedacht, dass diese kleine Veränderung so viel bewirkt“, erzählt sie.
🔹 Stressbewältigung durch klare Kommunikation – Prioritäten statt Dauerstress
Jede Sekretärin kennt das: Plötzlich landet eine „dringende“ Aufgabe auf dem Tisch, doch niemand definiert, was dringend wirklich bedeutet. Termine verschieben sich, Anfragen prasseln herein, und oft bleibt das Gefühl: Ich muss alles gleichzeitig erledigen.
Hier kann eine einfache Maßnahme Wunder wirken: ein wöchentlicher Check-in mit der Führungskraft. Klare Prioritäten, strukturierte Aufgabenverteilung und realistische Zeitfenster helfen dabei, den inneren Druck zu senken. Denn wer klar weiß, was wirklich Priorität hat, kann fokussierter arbeiten – und spart sich viele stressbedingte Krankmeldungen.
🔹 Gesunde Ernährung – kleine Änderungen mit großer Wirkung
Es ist 15 Uhr, das Nachmittagstief setzt ein. Der Griff zur Schokolade oder dem dritten Kaffee scheint die einzige Rettung. Doch was, wenn stattdessen frisches Obst und Nüsse bereitstehen?
Studien zeigen: Gesunde Ernährung steigert die Konzentrationsfähigkeit und senkt das Risiko für Erschöpfung. Unternehmen können mit kostenlosen Obstkörben oder einem kleinen Gesundheitsbudget für ihre Mitarbeitenden bereits viel erreichen. Eine Sekretärin, die sich nicht durch Heißhunger-Attacken kämpft, sondern den Tag mit stabiler Energie meistert, wird weniger anfällig für stressbedingte Erkrankungen.
🔹 Betriebliche Gesundheitsprogramme – Investition in die Zukunft
Was wäre, wenn Unternehmen präventiv in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren, statt nur auf Krankmeldungen zu reagieren? Einmal pro Quartal eine Rückenschule, ein kurzer Achtsamkeits-Workshop oder gezielte Anti-Stress-Kurse für Assistenzen – das sind kleine Investitionen mit großer Wirkung.
Beispiel aus der Praxis: Ein Unternehmen bietet seinen Sekretärinnen 15-minütige Stretching-Sessions über Edudip an. Einmal am Tag kurz durchatmen, den Körper mobilisieren – und plötzlich reduziert sich die Zahl der Krankmeldungen wegen Verspannungen spürbar.
🔹 Kultureller Wandel: Vertrauen statt Misstrauen
DAK-Vorstand Andreas Storm betont es klar: Misstrauen gegenüber Krankenmeldungen schafft nur ein toxisches Arbeitsklima. Wenn Mitarbeitende Angst haben, sich krankzumelden, schleppen sie sich zur Arbeit – und stecken andere an. Ein Teufelskreis beginnt.
Ein Unternehmen, das offen über Gesundheit spricht, seine Beschäftigten unterstützt und klar signalisiert: „Es ist okay, sich auszukurieren“, schafft langfristig eine leistungsfähigere und zufriedenere Belegschaft.
🔹 Fazit: Prävention ist der Schlüssel zu weniger Krankentagen
Statt sich mit Diskussionen über Karenztage oder Prämien für „Nicht-Krank-Sein“ aufzuhalten, sollten Unternehmen auf nachhaltige Gesundheitsstrategien setzen. Denn eine gesunde Sekretärin ist nicht nur leistungsfähiger, sondern auch motivierter, engagierter und langfristig zufriedener im Job.
👉 Die Frage ist nicht: „Wie reduzieren wir Krankmeldungen?“
💡 Die Frage sollte lauten: „Wie schaffen wir eine Arbeitsumgebung, in der weniger Menschen krank werden?“
Denn Prävention beginnt nicht im Arztzimmer – sie beginnt in der Art, wie wir arbeiten.
Sollten Unternehmen mehr Präventionsmaßnahmen anbieten?
Prävention als Schlüssel für eine gesunde Arbeitswelt
Die steigenden Krankentage zeigen deutlich: Prävention ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Unternehmen, die heute gezielt in die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden investieren, profitieren langfristig – mit zufriedeneren, leistungsfähigeren Teams und weniger Ausfällen.
Diesen Gedanken greifen wir auf unserer Fachtagung der Sekretärinnen & Assistenzen aktiv auf! 💡 In einem nachhaltigen Präventions-Workshop zeigen wir Ihnen praxisnahe Strategien, wie Sie Ihre eigene Gesundheit und die Ihrer Kolleginnen und Kollegen stärken können – ohne großen Aufwand, aber mit großer Wirkung.
📌 Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, Krankmeldungen gar nicht erst entstehen zu lassen – sondern gesunde Arbeitswelten zu gestalten! 🚀
Ehrlich, das kann doch nicht euer Ernst sein! Krankentagegeld kürzen? Dann traut sich doch keiner mehr, sich richtig auszukurieren. Am Ende sitzen alle krank im Büro, stecken sich gegenseitig an und dann wird’s erst recht teuer für die Firma.
Die Arbeitgeber müssen ihre Leute schützen, nicht noch mehr Druck machen. Prävention und ein bisschen Menschlichkeit wären mal ein Anfang!