Wenn Viren zurückschlagen – Gürtelrose im Büroalltag
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen konzentriert im Büro, plötzlich beginnt es auf einer Körperseite zu brennen, zu stechen, zu schmerzen. Erst denken Sie: Vielleicht nur ein Muskel, vielleicht zu viel Stress. Doch am nächsten Morgen blüht ein rötlicher Ausschlag auf, und es wird schnell klar – das ist keine Kleinigkeit. Willkommen im Albtraum „Gürtelrose“, medizinisch: Herpes Zoster.Was viele nicht wissen: Jeder Mensch, der einmal Windpocken hatte, trägt den Erreger für diese nervenzerstörende Erkrankung in sich – ein unsichtbarer Passagier, der sich Jahrzehnte lang ruhig verhält. Bis er, oft im Stress oder bei einem geschwächten Immunsystem, zurückschlägt.Besonders tückisch: Die Gürtelrose ist nicht nur schmerzhaft – sie ist hochgradig büroinkompatibel. Denn wer sie bekommt, fällt nicht nur physisch, sondern auch mental aus. Die Folgen reichen von tagelanger Arbeitsunfähigkeit bis hin zu monatelangen Nervenschmerzen – mit Kosten, die sich nicht nur in Zahlen messen lassen.Warum das Thema längst in jede Personalabteilung und auf jeden Schreibtisch gehört, wie Sie sich schützen können und welche Maßnahmen im Unternehmen sinnvoll sind – genau das klären wir in diesem Beitrag.
Was ist Gürtelrose? – Ein alter Virus mit neuer Wucht
Gürtelrose (medizinisch: Herpes Zoster) ist keine neue Krankheit – aber sie hat es in sich. Ausgelöst wird sie vom Varizella-Zoster-Virus, dem gleichen Virus, das auch Windpocken verursacht. Nach einer überstandenen Windpocken-Erkrankung bleibt das Virus lebenslang im Körper – gut versteckt in den Nervenzellen des Rückenmarks.
Jahre, manchmal Jahrzehnte lang ruht es dort, als wäre nichts gewesen.Doch dann – plötzlich, oft ausgelöst durch körperlichen oder seelischen Stress, eine andere Infektion oder ein geschwächtes Immunsystem – erwacht es. Und das in voller Wucht. Es wandert entlang eines Nervs zurück an die Hautoberfläche und entfacht dort eine regelrechte Nervenentzündung. Typisch: Ein streifenförmiger Ausschlag, meist einseitig am Rumpf, der aussieht wie ein Gürtel – daher der Name.
Was macht die Gürtelrose so gefährlich?
Es ist nicht nur der Ausschlag. Es sind die Schmerzen, die sie mit sich bringt – und die können massiv sein: brennend, stechend, bohrend. In manchen Fällen hält dieser sogenannte „Zoster-Schmerz“ noch lange an, nachdem der Hautausschlag längst verschwunden ist. Mediziner sprechen dann von einer „postzosterischen Neuralgie“ – einer chronischen Nervenschmerz-Störung, die Monate bis Jahre dauern kann.
Warum ist das im Büro relevant?
Diese Art der Erkrankung ist keine banale Infektion. Eine akute Gürtelrose bedeutet häufig tagelangen Arbeitsausfall. Die Folgeerkrankungen können den Wiedereinstieg erschweren, und nicht selten werden Aufgaben an Kolleginnen und Kollegen umverteilt.
Besonders betroffen sind Menschen ab 50, also genau jene Mitarbeitenden, auf deren Erfahrung viele Unternehmen bauen. Hier wird klar: Gürtelrose ist nicht nur ein medizinisches Thema – sie ist auch ein wirtschaftlicher Risikofaktor.
Und nein: Es trifft nicht nur Ältere.
Lange Zeit galt Gürtelrose als Erkrankung älterer Menschen. Doch diese Annahme gerät ins Wanken. Immer häufiger erkranken auch jüngere Erwachsene unter 50 Jahren. Die jährliche Inzidenz liegt bei ihnen bei etwa 4 Fällen pro 1.000 Personenjahren – Tendenz steigend. Hauptverdächtige: Stress, Immunschwäche und – zunehmend im Fokus – COVID-19.
Tatsächlich konnte in mehreren Studien gezeigt werden, dass eine durchgemachte Corona-Infektion das Risiko für eine Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus deutlich erhöht. In einer US-amerikanischen Studie wurde bei Menschen über 50 ein um 15 % erhöhtes Gürtelrose-Risiko nach COVID-19 nachgewiesen – bei hospitalisierten Patienten sogar um 21 %.
Symptome und Verlauf: Wie erkennt man Gürtelrose?
Gürtelrose kündigt sich oft schleichend an – und wird gerade deshalb so oft unterschätzt. Wer die Warnzeichen kennt, kann schnell reagieren und Folgekomplikationen vermeiden.
Phase 1: Das unklare Unwohlsein
Bevor überhaupt ein Ausschlag sichtbar ist, fühlen sich viele Betroffene schlapp, fiebrig und gereizt. Manchmal wird diese Phase mit einer Erkältung verwechselt. Typisch sind Schmerzen oder Kribbeln in einem bestimmten Hautbereich – meist einseitig, entlang eines Nervs.
Phase 2: Der Ausbruch
Wenige Tage später zeigen sich Bläschen auf geröteter Haut – oft gürtelförmig, wie ein Band um eine Körperhälfte. Besonders häufig betroffen: Brustkorb, Rücken oder Gesicht. Die Bläschen füllen sich mit Flüssigkeit, platzen nach einigen Tagen und verkrusten. Begleitet wird dieser Ausschlag von intensiven Nervenschmerzen, die sich mitunter nur schwer kontrollieren lassen.
Phase 3: Die Heilung – oder der Beginn chronischer Beschwerden
In unkomplizierten Fällen heilt der Ausschlag innerhalb von zwei bis vier Wochen vollständig ab. Doch in rund 10–20 % der Fälle – vor allem bei älteren oder immungeschwächten Personen – bleibt ein brennender, stechender Nervenschmerz zurück. Diese postzosterische Neuralgie kann Monate, manchmal sogar Jahre andauern – mit massiven Einschränkungen im Alltag und Berufsleben.
Besondere Verläufe:
Zoster ophthalmicus: Befällt das Auge – hier besteht akute Erblindungsgefahr.
Zoster oticus: Betrifft das Ohr – kann zu Hörverlust oder Gleichgewichtsstörungen führen.
Zoster sine herpete: Tritt ohne sichtbaren Ausschlag auf – besonders schwer zu diagnostizieren.
Ansteckungsgefahr im Büro: Wie gefährlich ist Gürtelrose für andere?
„Keine Panik, ich habe Gürtelrose – das ist nicht ansteckend.“So oder so ähnlich klingt es oft, wenn Betroffene versuchen, ihr Umfeld zkompliziert.
Doch ganz so einfach ist es nicht.Fakt ist: Gürtelrose selbst ist nicht direkt übertragbar – aber das Virus, das sie verursacht, schon. Und damit wird’s kompliziert.
Fakt ist: Gürtelrose selbst ist nicht direkt übertragbar – aber das Virus, das sie verursacht, schon. Und damit wird’s kompliziert.
Übertragungsweg: Von Gürtelrose zu Windpocken
Wer Gürtelrose hat, trägt aktiv das Varizella-Zoster-Virus in sich. Über die Bläschenflüssigkeit kann dieses Virus auf andere Menschen übertragen werden.
Aber: Es entsteht beim Gegenüber keine Gürtelrose – sondern Windpocken. Das betrifft besonders Menschen, die noch nie Windpocken hatten oder nicht geimpft sind.
Im Klartext:
Kollegin A hat Gürtelrose.
Kollegin B hatte nie Windpocken.
Wenn Kollegin B mit der Bläschenflüssigkeit in Kontakt kommt (z. B. über kontaminierte Flächen oder durch Nähe bei offener Kleidung), kann sie sich mit dem Virus infizieren – und bekommt Windpocken.
Warum das im Büro relevant ist
In einem Büro arbeiten Menschen unterschiedlichen Alters, Immunstatus und oft mit Familienkontakt.
Das macht die Situation heikel:
Schwangere: Windpocken sind in der Schwangerschaft gefährlich – für Mutter und Kind.
Immungeschwächte Kolleg*innen: etwa mit Rheuma, nach Transplantationen oder Chemotherapie – sind besonders gefährdet.
Junge Eltern: Die Ansteckung kann nach Hause getragen werden – zu Kindern, die womöglich noch nicht geimpft sind.
Deshalb gilt:
Bläschenphase = ansteckendBis alle Bläschen verkrustet sind, besteht Ansteckungsgefahr.
Kontaktvermeidung notwendig.
Wer Gürtelrose hat, sollte nicht in Gemeinschaftsbüros arbeiten.
Krankschreibung ist sinnvoll – nicht nur für die eigene Gesundheit, sondern aus Rücksicht aufs Team.
Was Unternehmen tun können
Sensibilisierung der Belegschaft: Gürtelrose ist kein Tabuthema.
Aufklärung hilft, Risiken zu minimieren.Homeoffice ermöglichen: Wer sich gut fühlt, aber noch Bläschen hat, kann ggf. von zu Hause arbeiten.
Klare Kommunikationsregeln: Niemand sollte aus falscher Rücksicht krank zur Arbeit kommen. Hier ist Führungsverantwortung gefragt.

Impfung gegen Gürtelrose: Wer sollte sich schützen – und warum?
Wäre es nicht großartig, diesem ganzen Drama einfach vorzubeugen? Gute Nachricht: Genau das ist möglich. Denn seit 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland die Impfung gegen Gürtelrose – und das nicht ohne Grund.
Warum impfen?
Die Gürtelrose-Impfung schützt nicht nur vor der Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus, sondern senkt auch deutlich das Risiko für schwere Verläufe und chronische Nervenschmerzen. Studien zeigen, dass die Impfung das Erkrankungsrisiko um bis zu 90 % reduziert – und auch das Risiko für eine postzosterische Neuralgie deutlich senkt.
Für wen wird die Impfung empfohlen?
Laut STIKO-Empfehlung gilt:
Zielgruppe | Empfehlung |
---|
Alle Personen ab 60 Jahren | Regelimpfung (Standard) |
Personen ab 50 Jahren mit Grunderkrankungen (z. B. Asthma, Diabetes, Rheuma, Immunschwäche) | Indikationsimpfung |
Jüngere Menschen mit hohem Stresslevel oder COVID-Vorgeschichte | Kein offizieller Anspruch, aber individuell abklärbar beim Arzt |
Die Impfung erfolgt mit einem Totimpfstoff namens Shingrix®, der in zwei Dosen im Abstand von 2 bis 6 Monaten verabreicht wird. Da es sich um einen Totimpfstoff handelt, ist er auch für immungeschwächte Personen geeignet.
Kostenübernahme: Wer zahlt?
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Impfung in den empfohlenen Gruppen.Für alle anderen kann die Impfung als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) angeboten werden – das sollten Betroffene mit ihrem Arzt besprechen.
In einigen Fällen übernimmt auch der Arbeitgeber die Kosten im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements – ein lohnenswerter Invest in die Mitarbeitendengesundheit.
Wichtige Hinweise zur Impfung:
Impfreaktionen wie Rötung an der Einstichstelle, Müdigkeit oder leichtes Fieber sind möglich – aber in der Regel harmlos.
Die Impfung kann auch noch sinnvoll sein, wenn man bereits einmal Gürtelrose hatte – insbesondere zur Vorbeugung eines erneuten Ausbruchs.
Auch nach einer COVID-Infektion ist eine Impfung möglich und sinnvoll – bitte Rücksprache mit dem Hausarzt halten.
Zwischenfazit:
Gürtelrose ist vermeidbar – und zwar besser als man denkt. Wer zur Zielgruppe gehört, sollte die Impfung nicht als lästige Pflicht, sondern als aktive Schutzmaßnahme gegen unnötige Schmerzen und Ausfallzeiten im Job begreifen.
Langzeitfolgen und Komplikationen: Was bleibt, wenn der Ausschlag längst weg ist?
Die Gürtelrose gilt oft als überstanden, sobald die Bläschen abgetrocknet sind. Doch für viele beginnt dann erst das eigentliche Leiden. Denn das Virus hinterlässt nicht nur sichtbare Spuren auf der Haut – sondern oft auch eine tiefgreifende Störung im Nervensystem.
Postzosterische Neuralgie: Wenn der Schmerz bleibt
Das wohl bekannteste und häufigste Langzeitproblem ist die postzosterische Neuralgie (PZN). Dabei handelt es sich um chronische Nervenschmerzen, die in dem Hautareal auftreten, das von der Gürtelrose betroffen war. Die Beschwerden können Monate, manchmal sogar jahrelang anhalten – und mitunter so stark sein, dass alltägliche Aufgaben zur Qual werden.
Typische Symptome:
- Brennende, stechende Dauerschmerzen
- Überempfindlichkeit bei Berührung (Allodynie)
- Kribbeln oder Taubheitsgefühl
- Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, depressive Verstimmungen
Besonders gefährdet: Menschen über 60 und jene mit einem schweren oder spät behandelten Krankheitsverlauf.
Weitere Komplikationen im Überblick
Komplikation | Beschreibung | Risiko im Arbeitskontext |
---|---|---|
Zoster ophthalmicus | Befall des Auges – kann zur Erblindung führen | Langzeitausfall, Fahrtauglichkeit eingeschränkt |
Zoster oticus (Ramsay-Hunt-Syndrom) | Befall des Ohres, evtl. mit Gesichtslähmung | Kommunikationsprobleme, langwierige Reha |
Meningitis / Enzephalitis | Entzündung von Hirnhaut oder Gehirn | Lebensbedrohlich, selten aber gravierend |
Hautinfektionen | Bakterielle Sekundärinfektionen der Bläschen | Verlängerte Heilung, Narbenbildung |
Soziale Isolation | Aus Scham wegen Hautveränderungen oder chronischer Schmerzen | Rückzug aus dem Team, psychische Belastung |
Psychische Folgen: Der stille Schmerz
Nicht zu unterschätzen sind auch die emotionalen Auswirkungen. Anhaltende Schmerzen, Schlafmangel und das Gefühl, „nicht mehr leistungsfähig“ zu sein, führen oft zu:
- Erschöpfung und Burnout
- Angststörungen
- Depressionen
Das hat unmittelbare Folgen im Job: Betroffene ziehen sich zurück, verlieren an Motivation oder sind auf längere Zeit nicht arbeitsfähig. Für Arbeitgeber und Kolleginnen und Kollegen entsteht ein nicht zu unterschätzender organisatorischer und wirtschaftlicher Mehraufwand.
Was heißt das für Unternehmen?
Die Gürtelrose ist nicht nur ein kurzfristiges Gesundheitsproblem. In ihrer Spätform kann sie zu einer dauerhaften Belastung für den Arbeitsplatz werden. Umso wichtiger ist:
- Früherkennung
- rasche medizinische Versorgung
- eine offene Gesprächskultur
- präventive Maßnahmen wie Impfung und Gesundheitsförderung
Gürtelrose und Multiple Sklerose: Ein möglicher Zusammenhang mit Langzeitwirkung
Dass Gürtelrose schwere Schmerzen und sogar chronische Nervenerkrankungen wie die postzosterische Neuralgie verursachen kann, ist bekannt. Doch was viele überrascht: Es gibt wissenschaftliche Hinweise darauf, dass eine überstandene Gürtelrose auch mit dem Risiko für Multiple Sklerose (MS) in Verbindung stehen könnte.
Was sagt die Forschung?
Eine vielbeachtete Studie aus Taiwan (2011) untersuchte die Daten von über 300.000 Personen. Das Ergebnis: Menschen, die an Gürtelrose erkrankt waren, hatten in den folgenden zwölf Monaten ein bis zu vierfach erhöhtes Risiko, an MS zu erkranken – verglichen mit einer Kontrollgruppe ohne Herpes Zoster.
Die Studienautoren vermuten, dass das Varizella-Zoster-Virus bei besonders sensiblen Personen eine Autoimmunreaktion im zentralen Nervensystem auslösen könnte – ein möglicher Auslöser oder Beschleuniger für MS.
Was bedeutet das konkret?
- Der Zusammenhang ist nicht bewiesen, aber wissenschaftlich plausibel.
- MS ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die das Gehirn und Rückenmark betrifft – und damit direkt in das Nervensystem eingreift, das auch bei Gürtelrose betroffen ist.
- Es könnte sein, dass Gürtelrose bei genetisch oder immunologisch vorbelasteten Personen als Trigger fungiert – also ein bereits vorhandenes Risiko aktiviert.
Wichtige Einschränkungen
- Die Forschung dazu steckt noch in den Anfängen.
- Die Studienlage basiert größtenteils auf retrospektiven Daten.
- Es handelt sich um einen statistischen Zusammenhang, keinen bewiesenen Kausalzusammenhang.
Was heißt das für Betroffene und Unternehmen?
Menschen mit Gürtelrose, die neurologische Symptome wie Sehstörungen, Taubheit, Koordinationsprobleme oder kognitive Ausfälle erleben, sollten diese dringend ärztlich abklären lassen – auch im betrieblichen Gesundheitsmanagement.
Für Arbeitgeber heißt das:
- Eine nachhaltige Gesundheitsbetreuung über den akuten Krankheitsverlauf hinaus ist sinnvoll.
- Wer chronische Erkrankungen wie MS früh erkennt, kann bessere Maßnahmen zur Teilhabe am Arbeitsplatz ermöglichen.
Maßnahmen im Büroalltag: Was Führungskräfte und Teams tun können
Gürtelrose ist kein Privatproblem. Sie betrifft das Team, die Abläufe – und manchmal sogar das ganze Unternehmen. Doch anstatt panisch zu reagieren oder Betroffene zu isolieren, ist es klüger, strukturiert vorzugehen. Denn gut informierte Führungskräfte und Kolleginnen und Kollegen können einen echten Unterschied machen – für die Gesundheit und die Unternehmenskultur.
1. Sensibilisieren statt stigmatisieren
Viele wissen nicht, wie ernst eine Gürtelrose verlaufen kann – oder wie ansteckend sie tatsächlich ist. Deshalb ist Aufklärung das A und O:
- Was ist Gürtelrose?
- Wann ist sie ansteckend?
- Wer sollte sich schützen?
Eine einfache Informationsmail oder eine Folie in der nächsten Teamsitzung kann ausreichen, um Mythen und Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.
2. Schutz der Belegschaft
Sobald eine Gürtelrose diagnostiziert wurde:
- Homeoffice ermöglichen, wenn der Zustand es zulässt.
- Keine Präsenzpflicht während der Bläschenphase – auch wenn die betroffene Person sich „eigentlich fit fühlt“.
- Kontaktflächen desinfizieren – insbesondere in gemeinsam genutzten Bereichen (Drucker, Teeküche, Toiletten).
3. Rückkehr gut begleiten
Nach einer überstandenen Gürtelrose ist nicht sofort wieder „alles normal“. Manche Betroffene fühlen sich geschwächt, erschöpft oder haben weiterhin Schmerzen.
Führungskräfte sollten:
- Rückkehrgespräche führen: Wie geht’s der Kollegin/dem Kollegen wirklich?
- Arbeitsaufgaben gegebenenfalls anpassen – besonders bei Bildschirmarbeit oder hoher Reizbelastung.
- Flexible Arbeitszeiten oder temporäre Entlastung ermöglichen.
4. Impfberatung aktiv anbieten
Warum nicht offensiv mit Prävention umgehen? Viele Unternehmen bieten bereits Grippe- oder COVID-Impfungen an. Die Gürtelrose-Impfung kann Teil des betrieblichen Gesundheitsmanagements werden – gerade für Mitarbeitende ab 50.
Pluspunkt: Wer Schutz bietet, zeigt Wertschätzung. Das stärkt Loyalität und das Betriebsklima.
5. Teamkultur stärken
Krankheit ist kein Makel. Eine Kultur, in der man nicht trotz Krankheit ins Büro schleppt, sondern auf sich und andere achtet, ist Gold wert. Gerade im Zeitalter von Homeoffice und hybriden Arbeitsmodellen lohnt es sich, klare Regeln zu etablieren:
- Wann ist Homeoffice bei Krankheit erlaubt?
- Wie wird mit Teilerkrankungen umgegangen?
- Welche Signale setzen Führungskräfte selbst?
Tipp:
Binden Sie dieses Thema aktiv in Ihr betriebliches Gesundheitskonzept ein. Denn auch wenn Gürtelrose im Vergleich zu anderen Erkrankungen seltener ist – sie ist umso gravierender, wenn sie auftritt. Und jede verhinderte Langzeitfolge spart nicht nur Leid, sondern bares Geld.
Mehr als ein Ausschlag – warum Gürtelrose ins Gesundheitsmanagement gehört
Gürtelrose ist mehr als ein „nerviger Ausschlag“ – sie ist eine ernsthafte, oft unterschätzte Erkrankung, die das Leben von Betroffenen massiv beeinträchtigen kann. Was mit Kribbeln und Müdigkeit beginnt, endet nicht selten in chronischen Schmerzen, seelischer Erschöpfung oder sogar langfristiger Arbeitsunfähigkeit.
Für Büros und Unternehmen bedeutet das:
Gürtelrose ist ein handfester Kostenfaktor – nicht nur in Bezug auf Krankentage, sondern auch durch Folgekosten, Arbeitsausfälle und Zusatzbelastungen im Team. Und: Die Erkrankung betrifft keineswegs nur ältere Mitarbeitende. Auch Jüngere sind zunehmend betroffen – nicht zuletzt durch die Nachwirkungen von COVID-19.
Was bleibt also zu tun?
- Früherkennung fördern: Wer die Symptome kennt, kann rechtzeitig handeln.
- Aufklärung ernst nehmen: Mythen durch Wissen ersetzen.
- Impfung ermöglichen: Prävention ist der effektivste Schutz – für alle.
- Kultur der Rücksicht etablieren: Ein respektvoller Umgang mit Krankheit schützt das ganze Team.
- Langzeitfolgen im Blick behalten: Auch nach der Heilung ist achtsames Begleiten gefragt.
Kurz gesagt:
Gürtelrose ist kein Randphänomen. Sie ist ein stiller Produktivitätskiller – mit der Kraft, ausgerechnet die Leistungsträgerinnen und Leistungsträger im Unternehmen außer Gefecht zu setzen. Es ist Zeit, sie dorthin zu holen, wo sie hingehört: auf die Agenda moderner Gesundheitsprävention im Büro.
Ein Fall fürs Sekretariat – und für den gesunden Menschenverstand im KMU
Sie kümmern sich um alles: Terminpläne, Reisekosten, Geburtstagskarten und den Überblick im Chaos. Doch wer kümmert sich eigentlich um Ihre Gesundheit – und die Ihrer Kolleginnen?
Rückenschmerzen? Klar. Stress? Reden wir. Aber Gürtelrose?
Die wird totgeschwiegen – dabei ist sie kein Einzelfall mehr. Gerade im Büroalltag, wo Multitasking, Druck und wenige Krankheitstage an der Tagesordnung sind, kann eine Gürtelrose zur echten Katastrophe werden. Für die Betroffene – und fürs gesamte Team.
Dabei gilt:
- Sie ist vermeidbar durch eine Impfung.
- Beherrschbar, wenn man weiß, worum es geht.
- Und sie wird gefährlich, wenn niemand darüber spricht.
Also: Holen Sie das Thema ins Büro – nicht erst, wenn es zu spät ist.
So bringen Sie das Thema in die Chefetage – 3 rhetorische Strategien für kluge Office-Managerinnen
1. Nutzenargumentation statt Mitleidskarte
„Ich habe gelesen, dass eine Impfung bis zu 90 % vor Ausfällen durch Gürtelrose schützt – das könnte gerade für uns als kleines Team Gold wert sein.“
💡 Tipp: Betonen Sie die Entlastung fürs Unternehmen statt die persönliche Betroffenheit.
2. Vergleich statt Klage
„Wir achten so gut auf den Rückenschutz am Arbeitsplatz – wäre es nicht logisch, auch Infektionen wie Gürtelrose vorzubeugen, vor allem bei den über 50-Jährigen?“
💡 Tipp: Stellen Sie einen Bezug zu bereits akzeptierten Präventionsthemen her.
3. Verantwortung delegieren
„Ich könnte das Thema mal für unser nächstes Meeting vorbereiten – kurz, knackig, mit Impfvorschlag. Wäre das okay?“
💡 Tipp: Machen Sie den Vorschlag konkret und handlungsorientiert – nicht problemlastig.
Denn klar ist:
Ein gesundes Büro beginnt nicht beim Obstkorb. Es beginnt bei der Haltung – und dazu gehört, auch unterschätzte Risiken sichtbar zu machen. Als Sekretärin sind Sie nicht nur Organisationstalent, sondern auch Impulsgeberin für mehr Gesundheitsbewusstsein im Unternehmen.
Häufige Fragen
1. Ist Gürtelrose ansteckend?
Ja – allerdings nicht direkt. Wer Gürtelrose hat, kann andere mit dem Varizella-Zoster-Virus infizieren. Das führt bei ungeimpften Personen nicht zu Gürtelrose, sondern zu Windpocken.
2. Sollte man mit Gürtelrose zur Arbeit kommen?
Nein. Während der Bläschenphase besteht Ansteckungsgefahr. Außerdem ist die Erkrankung körperlich und mental belastend. Eine Krankschreibung ist sinnvoll.
3. Gibt es eine Impfung gegen Gürtelrose?
Ja. Die STIKO empfiehlt eine Impfung für alle ab 60 Jahren sowie für bestimmte Risikogruppen ab 50. Sie schützt sehr zuverlässig vor Erkrankung und Folgekomplikationen.
4. Kann man Gürtelrose mehr als einmal bekommen?
Leider ja. Eine einmal durchgemachte Gürtelrose schützt nicht dauerhaft. Umso wichtiger ist eine Impfung, auch nach einer überstandenen Erkrankung.
5. Welche Langzeitfolgen kann Gürtelrose haben?
Die häufigste Folge ist die postzosterische Neuralgie – chronische Nervenschmerzen, die Monate bis Jahre anhalten können. In Einzelfällen wurde auch ein Zusammenhang mit Multipler Sklerose beobachtet.
